Requiem Caniceanum
Besprechungen anlässlich der Uraufführung in der Basilika St. Matthias/Trier im März 1980
[Das Requiem] gehört zu jener Gruppe oratorischer Kompositionen, an die sich heutzutage nur noch wenige Komponisten heranwagen.Bestenfalls Krystof Penderecki - der Vergleich sei einmal gestattet - hat sich derartigen Aufwand erlaubt... In Heckmanns Partitur wechseln streng rhythmische Teile mit Passagen, in denen die zeitliche Ordnung aufgehoben scheint. Oftmals, wenn der Text von Ewigkeit spricht, gelingt dem Komponisten durch synkopische Überhänge und/oder zahlreiche Triolenfolgen eine Verwischung jeder Rhythmik. Oder er türmt unterschiedliche musikalische Ebenen übereinander, so dass die Musik ohne strenge Wegmarken zu fließen scheint... (Saarbrücker Zeitung, 18. März 1980)
Dieser Komponist will nicht mit irgendwelchen Mätzchen auf sich aufmerksam machen, er bleibt fest in der Tradition verwurzelt, in der Achtung vor dem Überkommenen und führt dieses weiter in den Ausdrucksformen unserer Zeit. Grundsätzlich bleibt er dabei im tonalen Bereich, den er mit interessanten Verbindungen, wie pentatonischen Elementen oder aggressiven Intervallspannungen anreichert. Der Moderne am nächsten steht er im "Dies irae". Hier lässt er das Orchester lautmalerisch kakophon die Welt der kreisenden Atome schildern. Immer wieder aber münden die oft polytonalen Linien in einen Akkord, in den Grundton des Ausgleichs, der Entspannung, der Harmonie... das ewige "durch Nacht zum Licht". (Südwestrundfunk 18. März 1980)
„… Als in der Basilika St. Matthias (Trier) das „Requiem Caniceanum“ mit hervorragenden Vokalsolisten unter Rainer Baum erklang, haben wohl alle, die dieser höchst eindrucksvollen Aufführung beiwohnten, begriffen, dass es sich um ein wirkliches Meisterwerk handelt. Die ausgezeichnete Qualität der Realisierung vertiefte die Ergriffenheit, welche diese musikalische Gestaltung des religiösen Textes aus der Feder des Trierer Schriftstellers Heiner Martini ausstrahlte.
(Aachener Nachrichten, 2. April 1980)
Besprechung einer erneuten Aufführung des Requiems in der Hohen Domkirche zu Trier anlässlich seiner Schallplattenproduktion
Auftrag und Finanzierung dieser Schallplattenproduktion erfolgte durch den Landkreis Trier-Saarburg (Landrat Dr. Braun-Friderici) in den Studioräumen des Saarländischen Rundfunks, verbunden mit einer erneuten Aufführung am 21. November 1980 in der Hohen Domkirche zu Trier. Af: Barbara Ikas (Sopran), Rita Szalok (Mezzosopran), Jon Piso (Tenor), John Pflieger (Bariton), Andreas Näck (Bass), Trierer Domchor, Mitglieder des Rundfunksinfonieorchesters Saarbrücken, Ltg.: Domkapellmeister Klaus Fischbach
... Sicherlich ein modernes Requiem, das sich zwischen der Tradition und der Avantgarde findet; traditionell in seinen melodiösen Teilen, die die Hoffnung wiedergeben, näher unserer Zeit in seinen dramatischen Teilen. Gewiss ein Ereignis! Denn die Stimmung der Zuhörer war derart, dass nach dem letzten Ton in der immensen Kathedrale der Applaus nur zögernd einsetzte, dann aber nicht enden wollen…“ (Le nouvel Alsacien, F – Strasbourg, 29. November 1980)
... Besonders gelungen an diesem Requiem ist die Symbiose von Text und Musik. Verstärkend und verdeutlichend greift eins ins andere. Weder begnügt sich der Komponist mit der reinen Illustration, noch emanzipiert sich die Musik zum vokalisenartigen Selbstzweck. Ein Stück christlicher Bekenntnismusik, das trotz seines großen Aufwands und seiner anspruchsvollen Solo-Partien für einen größeren Chor zu realisieren sein sollte. (Rheinischer Merkur, 15. Mai 1981)
... Der Komponist schreibt vor allem einen sehr farbigen Orchestersatz, der, vom Impressionismus ausgehend, aber auch von der ekstatischen Hymnik eines Janacek inspiriert, nie massiv klingt und stellenweise mit aparten Bläserlinien kammermusikalische Transparenz annimmt.Der Chorsatz ist demgegenüber - wohl schon aus aufführungstechnischen Gründen - auch harmonisch einfacher gehalten. Höhepunkt des Werkes bildet eine Jubel-Fuge am Schluss des Dies irae . Freitonale Dissonanzschichtungen, Pentatonik, ostinate Bildungen, Anklänge an Gregorianik, alles das wird von Heckmann zu einem so eindrucks- wie anspruchsvollen Ganzen amalgamiert, das sich wohltuend von dem künstlerischen Minimalismus, in dem sich neue Kirchenmusik heute vielfach gefällt, unterscheidet…“ (Aachener Volksnachrichten, 20. Juli 1981)
... Der Komponist Heckmann lehnt sein Werk an den Grundplan des gregorianischen traditionellen Requiems an. So folgen sich die Teile und werden in der Partitur auch nach Introitus, Kyrie, Dies irae usw. benannt, wobei aber die Gedanken (der Teile) in eine freie, auf unsere Zeit transponierte Interpretation eingehen. Dies eben bedingt eine stark persönliche Musik, die sehr ursprünglich wirkt, dabei in ihrer Modernität nirgends übertrieben, sondern natürlich wirkt. Unnötig zu sagen, dass es sich hier nicht um (eigentliche) Kirchenmusik handelt. Jedoch wohl um erhabene Textdarstellung und Tonkunst. Ein Kunstwerk größeren Formats ist seit langem nicht mehr erschienen. (Gregoriusblad, NL - Utrecht, September 1981)
Besprechung der Schallplatte, die 1999 auf CD gepresst wurde
Trierischer Volksfreund, 24. April 1981
Martin Möller
Eine vorbildliche Einspielung
Das „Requiem caniceanum“ erschien als Einspielung
„… Das „Requiem caniceanum“ von Heiner Martini in der Vertonung von Heinz Heckmann wurde in Trier zweimal erfolgreich aufgeführt. Jetzt erschien eine Schallplatte, auf der das Werk in einer vorzüglichen Wiedergabe zu hören ist… Von der damaligen Bewertung (s. kurzen Auszug oben) ist kein Jota abzustreichen: sie kann ohne Übertreibung als vorbildlich gelten. Die Ausführenden … lassen keinerlei Wünsche offen. In der trockenen Akustik der Aufnahmestudios kommen manche Qualitäten der Komposition wesentlich stärker zur Geltung als in der halligen Kirchenakustik des Doms. Doch ergibt sich keine „technische“ Studiotrockenheit, vielmehr kommt der gedeckte, im Hochtonbereich sterile, gedämpfte Klang der Aufnahme der Stimmung des Requiems zugute. Bedenklich will dabei allerdings erscheinen, dass die Dynamik an manchen Stellen (Kyrie III) über das bei
Schallplattenaufnahmen normale Maß hinaus beschnitten wurde. Trotz dieser kleinen Einschränkung wird die Aufnahme für jeden, der sich für das „Requiem caniceanum“ interessiert ein Gewinn sein…“
Hörprobe
Text des Requiems
Introitus
Herr, hilf uns in der Not