Reflexionen für Klarinette und Violoncello zu Erzählungen von Franz Kafka
Trierischer Volksfreund, 8. Dezember 1975, Peter Butschedt
Kafka-Matinee im Trierer Theater
Uraufführung eines Werks des Komponisten Heinz Heckmann
„Reflexionen für Klarinette und Violoncello“ ist der Titel eines Werkes des Trierer Komponisten Heinz Heckmann, das am Sonntag Vormittag im Rahmen einer Kafka-Lesung im Stadttheater zur Uraufführung gelangte.
Hervorgegangen aus dem Auftrag, zur Studioproduktion „Ein Bericht für eine Akademie“ eine kurze Musik zu schreiben, ergab sich nun die Möglichkeit, den Entwurf auf 4 Sätze auszudehnen. Die Komposition entstand unter dem Eindruck der Lektüre von Erzählungen Franz Kafkas. In moderner Tonsprache ohne tonale Schwerpunkte, doch fixiert durch selbstgestellte Regeln, spiegelt das Werk in einem ausgeprägten Personalstil die Traumwelt Kafkas als Beobachtung eigener Empfindungen.
Heckmann hat es dabei sich selbst, den Ausführenden und den Hörern nicht gerade leicht gemacht. Auf der Suche nach neuartigen Ausdrucksmitteln beschränkt er sich in seinen Imaginationen auf zwei Instrumente. Insgesamt besteht das Werk aus vier Reflexionen, aus zwei langsamen, in der Stimmung dunkel gehaltenen, und zwar durch aggressive Rhythmen gekennzeichneten schnellen Sätzen. Unter Verzicht auf eine festgefügte, fassbare Form ist das Werk nicht unbedingt an Kafka gebunden.
Wichtige Merkmale der progressiv ausgerichteten Komposition bilden die grundsätzlich polyphone Struktur, ferner rhythmische Verschiebungen, dissonante Akkordreibungen, Polytonalität, Melodiefloskeln aus Quartenschritten, imitatorische Passagen, weite Intervallsprünge, Ostinatobildungen und Vergrößerung von Notenwerten.
Obwohl das Werk in Klang und Ausdruck erhebliche Anforderungen an die Verständnisbereitschaft der Hörer stellt, fand die Wiedergabe das Interesse und die Aufmerksamkeit des Auditoriums. In künstlerischer Hinsicht hatte die Uraufführung ferner Gewicht durch das persönliche Engagement der Interpreten Adolf Heinl (Klarinette) und Jan Hajek (Violoncello), die ihren komplizierten Part in konzentrierter Nachgestaltung souverän meisterten.