Sonate für Violoncello und Klavier
Trierischer Volksfreund, 21. Februar 1994, Martin Möller

Der Komponist und seine Interpreten

Eine werkgerechte Uraufführung? – Zum Kammerkonzert im Trierer Simeonstift
Wie steht es um die Authentiät einer Interpretation, die Komponist direkt oder indirekt authorisiert hat? Ist eine Aufführung, die unter seinen Augen vorbereitet wurde, so fraglos „richtig“, dass sich jede Kritik erübrigt? Das Kammerkonzert im ausverkauften Trierer Simeonstift mit der Uraufführung einer Cello-Sonate von Heinz Heckmann lässt daran zweifeln. Denn so engagiert die Interpretinnen – Ursula Heckmann, Violoncello und Zoe Solomon, Klavier – bei der Sache waren, es taten sich doch Differenzen zwischen der Interpretation und eben dieser Sache auf.
… Heinz Heckmanns Sonate beginnt wie die Durchführung einer frühen Beethoven-Klaviersonate: ein kleines Motiv, ein thematisches Partikelchen wird im Duo von Klavier durch unzählige Sequenzen gejagt, läuft sich tot und macht einer neuen, ruhigen Episode Platz. Darin steckt ein gutes Stück musikalischer Logik (obwohl sich da auch die Frage stellt: ist eine derartige Verarbeitungstechnik sinnvoll für den Eckteil einer geschlossenen Form?). Aber Ursula Heckmann und Zoe Solomon musizieren allzu verhalten, allzu neutral. Das Stück spult ab wie eine Hindemithsche Spielmusik. Und auch das Finale, in das der Komponist sinnfällig Elemente der musikalischen Groteske integriert hat – auch diesem Finale drohte die Beiläufigkeit. Bis nach einer Zäsur beide Interpretinnen ein weiträumiges Crescendo zur verkürzten Reprise des dreiteiligen Satzes spannen. Das ist es: das Expressive, Burleske, Bizarre, das Heinz Heckmann ganz deutlich mitkomponiert hat.
Vollends der langsame Mittelsatz. Ursula Heckmann und Zoe Solomon spinnen einen innigen Zwiegesang aus, ein Miteinander ohne falsche Süße und völlig frei von Monotonie. Heinz Heckmann hat ein Stück hochrangiger Musik – austariert im Klang, harmonisch ungemein farbenreich, formal geschlossen und in der Melodik außerordentlich erfindungsreich. Vor allem: voller tiefgründigen, klischeefreien Ausdrucks und mit einer kompositionstechnischen Souveränität, die in Erstaunen versetzt. Und jetzt sind auch die Interpretinnen ganz da: beredte Anwältinnen einer exzellenten Komposition.